Aufruftext

Bündnis ‚Solidarität für Alle‘ ruft auf zu 1. Mai-Fahrrad-Aktion unter dem Motto #SolidaritätStattNeuerNormalität

Die aktuelle Krise verschärft viele kapitalistische Missstände und Widersprüche. Sicherer Wohnraum bleibt ein Privileg: Während Hotels leerstehen, sind Wohnungslose gezwungen, sich zwischen Draußenbleiben oder Infektionsrisiko in vollen Einrichtungen zu entscheiden. Zugleich wird geflüchteten Menschen in den überfüllten Lagern Griechenlands Solidarität verwehrt: bricht Corona dort aus, werden unzählige Menschen daran sterben. Doch auch manchen mit Zuhause wird das Eingesperrtsein zur Gefahr. Viele Frauen* erleben die eigene Wohnung als Ort der männlichen Gewalt.

Profite haben weiterhin Vorrang vor dem Wohl der Arbeiter*innen: Die Krise offenbart, welche Arbeit zur Erfüllung von Grundbedürfnissen wirklich zentral ist und von wem sie geleistet wird. Pflegekräfte, Supermarktangestellte, Fahrradbot*innen und andere prekarisierte Arbeiter*innen müssen bei widrigsten Arbeitsbedingungen die Gesellschaft am Laufen halten – oft ohne ausreichende Schutzausrüstung, denn der Markt hat die Versorgung nicht gesichert. Statt Arbeitszeitverkürzung und höherer Entlohnung ernten sie dafür aber nur zynischen Beifall. 70% dieser Arbeit wird von Frauen geleistet, die zugleich einen Großteil der zuhause anfallenden Sorgearbeit leisten müssen. Durch Mangel an migrantischer Arbeit, der durch nationalstaatliche Abschottung entsteht, drohen Ernteausfälle und Pflegenotstand. Während Kulturarbeiter*innen, Künstler*innen und viel andere um ihre Existenz kämpfen, werden die Rettungspakete für die oberen Klassen schon geschnürt und Verluste vergemeinschaftet. Abscheulich, dass die österreichische Regierung auch noch Dankbarkeit verlangt – für ein paar hundert Euro für jene, mit einhundertprozentigen Lohnausfällen.

Wir sehen den 1. Mai, den historischen Kampftag der Arbeiter*innenklasse, auch als Aktionstag, um aktuelle Grundrechtsverletzungen aufzuzeigen: Wenn das wirtschaftliche Leben nun wieder hochgefahren wird, warum bleibt öffentliche politische Meinungsäußerung weiterhin enorm eingeschränkt? Wenn Güter über Grenzen geschickt werden, warum werden Menschen auf dem Mittelmeer festgehalten und an der Außengrenze in Lagern eingesperrt? Es darf nicht sein, dass Gesundheit und Grundrechte wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden. Das alles soll die Neue Normalität sein, auf die wir uns einstellen sollen. Dieser Neuen Normalität stellen wir Solidarität für Alle entgegen – gemeinsam gegen die unzumutbare kapitalistischen Normalität, vor und nach Corona!

Zwar können wir – als Arbeitende, als Erwerbslose, als Studierende, als Aktivist*innen – am diesjährigen 1. Mai nicht auf die Straße gehen wie sonst. Denn wir sind „solidarisch“ und wollen genau deshalb die schützenden Regeln einhalten. Aber gerade weil Solidarität für Alle etwas anderes ist, als der nationale Schulterschluss dieser Regierungspolitik, lassen wir uns den Mund nicht verbieten und werden unseren Widerstand mit bunten und vielfältigen Aktionen zum Ausdruck bringen.

Daher raus zum 1. Mai, lasst uns mit Fahrrad oder zu Fuß, mit Mundschutz und reichlich Sicherheitsabstand um 15 Uhr den Ring erobern. Erkämpfen wir gemeinsam eine solidarische Zukunft für Alle und stellen diese dem Schreckgespenst der ‚Neuen Normalität‘ entgegen! Tragt eure Botschaften mit Schildern auf dem Rücken, bringt Musik, Boxen und alles andere, was es braucht, um klar zu machen, dass wir uns in diesen Zeiten trotz Demo-Verboten den Mund nicht verbieten lassen.

#SolidarityInsteadOfNewNormality
#SolidaritätStattNeuerNormalität